Rosenblüte fördern und Gesundheit erhalten

Frühjahrsschnitt an Rosen: Was wir über den optimalen Zeitpunkt und die richtigen Schnittregeln wissen sollten
 

Wann schneiden wir?
Es ist Mitte März und der Hobbygärtner wird ungeduldig. Um den richtigen Zeitpunkt für den Frühjahrsschnitt an unseren Rosen zu bestimmen, ist der Kalender aber wenig hilfreich. Denn je nach Region und Witterungsverlauf kann die Entwicklung der Rosen sehr unterschiedlich verlaufen und der optimale Termin bis zu 14 Tagen variieren. Deshalb orientieren wir uns am Kalender der Natur, dem sogenannten phänologischen Kalender: Sobald die Forsythie blüht, können wir zur Schere greifen. Auch wenn die Rose dann bereits kurze Triebe mit Blättern hat, kann sie jetzt problemlos gekürzt werden. 

Übrigens: Die Forsythie kam vor zirka 120 Jahren als attraktiver, aber - wie sich herausstellt - für die heimische Insektenwelt ziemlich nutzloser Frühblüher aus Ostasien zu uns. Als sie noch nicht so weit verbreitet war, orientierten sich Gärtner an der Kirschblüte. 

Warum ist ein Schnitt notwendig?
Im Laufe der Jahre lassen Blühwilligkeit und Vitalität der Rosen nach. Um diesem Vergreisen entgegenzuwirken, die Verjüngung anzuregen und die typische Wuchsform zu erhalten, schneiden wir die Rosen im Frühjahr zurück. Je stärker der Rückschnitt, um so kräftiger treiben die Augen neu durch. Außerdem bekommt ein in Form gebrachter Rosenstock mehr Licht für ein üppiges Wachstum und trocknet nach dem Regen schneller ab. Gerade letzteres ist wichtig, um den durch Feuchtigkeit begünstigten Blattkrankheiten entgegenzuwirken, wie dem Sternrußtau.

Auf die Rosenklasse kommt es an
Wie kräftig und an welcher Stelle eine Rosen geschnitten wird, hängt davon ab, welcher Klasse sie angehört und damit wie ihre natürliche Wuchsform ist und wie oft sie blüht. Wir unterscheiden im Wesentlichen Beetrosen, Edelrosen, Bodendeckerrosen, Zwergrosen, Strauchrosen, Wildrosen, Kletterrosen und Ramblerrosen. Dann gibt es noch die Historischen Rosen, die vor 1867 gezüchtet wurden, und die Hochstammrosen. Generell gilt, dass die zumeist recht stacheligen Gewächse sehr schnittverträglich sind und auch einen ungünstigen Schnitt durch neuen Austrieb gut ausgleichen können. Diese gute Regenerationsfähigkeit zeigt sich auch nach einem sehr frostigen Winter, wenn Teile der Sträucher erfroren sind und bis tief ins alte Holz gestutzt werden muss. Manchmal beobachten wir im Sommer danach, dass sie sogar besonders üppig austreiben und blühen.

Wo setzen wir das Werkzeug an?
Wenn die Forsythie blüht, greifen wir also zur Schere. Dass es ein scharfes, sauberes Werkzeug sein muss, versteht sich von selbst. Egal, ob wir eine handliche Gartenschere oder eine Astschere für die kräftigen Triebe benutzen. Gerade Schnitte verheilen besser, als ausgefranste, abgerissene  Schnittstellen. Generell entfernen wir alle abgestorbene, beschädigten, erfrorenen und kranken Triebe an der Basis, mindestens aber bis ins gesunde Holz. Kranke Triebe und alte Blätter zu entfernen, fördert die Gesundheit der Pflanze. Damit werden Erreger, vor allem pilzliche Erreger, beseitigt, die sonst schnell wieder zu erneuter Infektion führen würden. Sich kreuzende Triebe stören einander
Dann beginnt der eigentliche Schnitt - je nach Rosenklasse gibt es unterschiedliche Regeln.

Hier einige Beispiele: 
Alle öfterblühenden Edel- und Beetrosen schneiden wir mutig auf eine Höhe von 15 bis 20 Zentimetern - so die Faustregel. Dabei wird der Schnitt etwa 5 Millimeter oberhalb eines Auges oder eines neuen Austriebes angesetzt und sollt zum Trieb oder zum Auge hin leicht schräg ansteigend verlaufen. So kann Regenwasser gut ablaufen. Wichtig ist darüber hinaus, dass ein nach außen gerichtetes Auge für den Schnitt gewählt wird, damit die Pflanze insgesamt in die Breite wächst und in ihrer Mitte mehr Licht und Luft bekommt. Ein schöner, rundlicher Habitus ist auch optisch ansprechender.
Schwach wachsende Beetrosen schneiden wir so, dass drei bis fünf gesunde Vorjahrestriebe mit jeweils drei Augen stehen bleiben. Bei starkwachsenden Beetrosen bleiben drei bis fünf Triebe mit jeweils  fünf Augen stehen.

Edelrosen sollen lange und möglichst gerade Triebe ohne Verzweigungen bilden. Wir lassen deshalb alle stärkeren Triebe mit fünf Augen, alle schwächeren Triebe mit drei Augen stehen. Insgesamt bleiben je nach Wüchsigkeit der Edelrose drei bis sechs Triebe erhalten. Alle anderen werden am Ansatz gekappt. 

Öfterblühende Strauchrosen werden weniger geschnitten.  Strauchrosen müssen generell in den ersten Jahren erst einmal ein tragfähiges Gerüst an starken Zweigen entwickeln. Sie können dann, meist leicht überhängend, eine Höhe von zirka 120 bis 300 Zentimetern erreichen. In der Regel kürzen wir die Langtriebe vom Vorjahr um zirka ein Drittel. Die übrigen Verzweigungen - der Fachmann nennt sie Zweige zweiter und dritter Ordnung - schneiden wir auf drei bis fünf Augen zurück. Sie bilden dann die meisten Blütentriebe aus.

Zur Klasse der öfterblühenden Strauchrosen gehören neben den modernen Sorten auch einige öfterblühende historische Sorten. Sie bilden zumeist deutlich dünnere Triebe aus. Damit die sich gegenseitig stützen können, belassen wir bei diesen Rosen mehr Triebe pro Pflanze. 

 
Ganz anders wird bei den einmalblühende Strauchrosen geschnitten.  Zu dieser Gruppe gehören die meisten historischen Rosensorten und fast alle Wildrosen. Sie alle blühen am mehrjährigen Holz. Deshalb bekommen sie keinen Frühjahrsschnitt, denn damit würden gerade die blütenbildenden Triebe gekappt werden. Wir entfernen im Frühjahr bei diesen Rosenklassen nur die abgestorbenen Triebe. Wenn korrigierende Schnitte  erforderlich sind, werden sie nach der Blüte ausgeführt. Ab dem fünften Standjahr - wenn die Rosen sich gut etabliert hat - schneiden wir im Frühjahr jedoch immer den ältesten, dicksten Trieb auf Bodenhöhe heraus. Damit wird die Verjüngung angeregt, gern schon ab Februar. 

Auch bei einmalblühenden Kletterrosen wird ein Sommerschnitt nach der Blüte empfohlen. Öfterblühende Kletterrosen blühen sowohl am diesjährigen als auch am ein- und mehrjährigen Holz und werden um maximal ein Drittel ihrer Gesamthöhe gestutzt. 

Generell merken wir uns die Regel der zwei Schnittgruppen, die auch auf andere Gehölze angewendet werden kann: Einmalblühende Rosen bilden ihre Blüten vor allem am älteren, mehrjährigen Holz. Um die blühfähigen Triebe zu erhalten, wird im Frühjahr nur ausgelichtet. Öfterblühende Rosen dagegen treiben Blüten am diesjährigen Holz, also an dem, was im selben Jahr treibt. Mit einem kräftigen Rückschnitt, wird die Bildung des diesjährigen Holzes angeregt. Mit diesen Überlegungen können wir die Schnittregeln gut nachvollziehen. 

Kirsten Große