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Wo sie leben, ist der Boden gesund und fruchtbar

18.02.2023

Dr. Stefanie Krück erläuterte in ihrem Vortrag den Nutzen der Regenwürmer:

In Deutschland sind 46 Arten von Regenwürmern nachgewiesen. Mit dieser Aussage brachte Dr. Stefanie Krück bei ihrem Vortrag am 18. Februar schon mal alle zum Staunen. Sie ist freie Beraterin für pflanzenbauliche Forschung und Bodenbiologie und kam aus Berlin zu den zirka 30 Rosenfreunden und Gästen nach Jabel. Im norddeutschen Tiefland sind es allerdings „nur“ 20 verschiedene Arten, erzählte sie weiter. Denn hier konnten die gegliederte, beinlosen Würmer erst nach dem Ende der Eiszeit, also vor zirka 10 000 Jahren einwandern und sich ausbreiten.

Regenwurm ist also nicht gleich Regenwurm. Das zeigt sich auch in den unterschiedlichen Ansprüchen an den Lebensraum, das Habitat. So sind sie im trockenen wie im feuchten Boden zu finden, in Wiese, Wald, Acker und Garten. Meist kommen in einem Habitat drei bis acht Arten vor. Und die besiedeln dann auch unterschiedliche Bereiche des Bodens.

Die Wissenschaft unterscheidet drei Gruppen.

  1. Die epigäischen Arten wohnen knapp unterhalb der Bodenoberfläche, genauer gesagt in der Streuschicht, die dem Boden aufliegt, und im Kompost. Diese Regenwurmarten leben vorwiegend von Tierausscheidungen und abgestorbenem Pflanzenmaterial. Sie werden ein bis zwei Jahre alt. Aufgrund des notwendigen UV-Schutzes sind sie dunkel gefärbt, weisen also eine starke Pigmentierung auf.
  2. Die endogäischen Arten bilden in der oberen Bodenschicht - in 20 bis 30 Zentimeter Tiefe - ein Geflecht aus horizontalen Gängen. Beim Durchwühlen durch das miteinander vernetzte Gangsystem nehmen sie Humus, Mikroorganismen und Mineralboden als Nahrung auf. Diese Arten werden drei bis fünf Jahre alt. Sie sind durchscheinend bleich gefärbt. Da sie selten an die Oberfläche kommen, benötigen sie keine Pigmentierung.
  3. Die anektischen Arten sind die größten Regenwürmer. Sie graben Röhren vertikal nach unten in den Boden, in denen sie ihr ganzes Leben lang bleiben. Sie kommen mit dem Kopfteil an die Oberfläche und ziehen organisches Material ein, das sie nach Regenwurmart einspeicheln und dann als Nahrung aufnehmen. Sie fördern die Durchmischung der Mineralerde mit dem Humus. Diese Arten können acht, sogar bis zehn Jahre alt werden. Der Kopfteil weist eine stärkere Pigmentierung auf.

Für unsere Gärten sind Regenwürmer von zentraler Bedeutung. Das haben Wissenschaftler schon in der Antike und seitdem immer wieder nachgewiesen. 1. Durch ihre Fraßaktivität zersetzen sie die organische Substanz und bilden Humus - natürlich immer in Verbindung mit den anderen Bodenlebewesen. 2. Mit ihrer Losung, also dem ausgeschiedenen Material, das je nach Art in den Gängen oder an der Oberfläche abgelegt wird, bilden sie den Ton-Humus-Komplex, der den Böden die stabile Krümelstruktur gibt. 3. Durch ihre Grabeaktivität fördern sie die Porenstruktur im Boden, was für den Luft- und Wasserhaushalt des Bodens wichtig ist. 4. Durch die Aktivität der Regenwürmer werden andere Bodenlebewesen gefördert.

Weil Regenwürmer eine weiche Haut haben, müssen sie sich vor ungünstiger Witterung schützen. Deshalb graben sie sich in tiefere Bodenschichten, wenn es im Sommer sehr trocken ist und wenn es im Winter sehr kalt ist. Kein Wunder, dass wir sie dann in unserem Garten nicht zu sehen bekommen.

Wegen ihrer Fähigkeit, durch die Haut zu atmen, haben Regenwürmer mit feuchter Witterung und sogar Wasser in ihren Gängen kaum Probleme, solange genug Sauerstoff im Wasser vorhanden ist.

Stefanie Krück hatte für uns auch ganz konkrete Tipps, wie wir Regenwürmer fördern können. Zum einen durch die Bewirtschaftung: Besonders auf leichten, sandigen Böden ist es wichtig, dem Boden organisches Material zuzuführen - und zwar in Form von Mulch jeglicher Art, als Kompostgaben, Mistgaben und indem man nicht alle Pflanzenreste entfernt. Damit füttern wir die Regenwürmer gut. Auch Bodenruhe ist wichtig. Das Bodenleben baut sich in Schichten auf und wird durch Umgraben und Tieflockern empfindlich gestört. Mit der Zeit baut sich ein Gleichgewicht auf, in dem die Regenwürmer das Lockern des Bodens übernehmen und Wenden nicht mehr nötig ist. Zum anderen können durch Kompostierung die Regenwürmer gefördert werden. Alles, was sie fressen und verdauen, kommt hinten als hochwertiger Kompost wieder raus. Regenwurmdung fördert nicht nur die krümelige Struktur des Bodens, sondern liefert auch besten Dünger für alle Pflanzen.

Diese Erfahrung machen viele Rosenfreunde schon seit Jahren.

(Kirsten Große)

 

Bild zur Meldung: Wo sie leben, ist der Boden gesund und fruchtbar

 
Gesellschaft Deutscher Rosenfreunde e.V.