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Historie

Bischofsburg
Foto: Markus Hennen

 

Bürger bepflanzten den Tanzplatz mit Rosen

 

Vor vielen, sehr vielen Jahren war es. Columbus war gerade geboren, hatte also Amerika noch nicht entdeckt. Da lebte in der brandenburgischen Bischofsstadt Wittstock der Bischof Konrad von Lintdorf (1427 bis 1460), ein kluger, menschenfreundlicher Kirchenfürst. Als er die Wittstocker Bürger im Vorbeireiten beim Tanze beobachtete und das wüste Gedränge auf engem Terrain sah, beschloss er, der Stadt einen Tanzplatz zu schenken. Den sollten die Bürger mit Linden und Rosen bepflanzen. Das taten sie dann auch - und fürderhin hieß der Platz der Rosenplan. Mehr als ein halbes Jahrtausend begleitet die Königin der Blumen die Geschichte von Wittstock Geschichte nun schon, denn der Rosenplan blieb als Fest- und Tanzplatz bis in die Gegenwart erhalten.

 

Ein Wittstocker gründete

den „Verein deutscher Rosenfreunde“

 

Schneider II 2

"Friedrich Schneider II"

 

        Quelle: Bernd Hölzenbein

Rose

"Frederic Schneider II"

 

 

 

Zu neuem Glanz kam die Rose in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts durch das Wirken des Wittstocker Lehrers, Garten- und Rosenfreundes Friedrich Herrmann Richard Schneider (14.11.1833 bis 3.11. 1911). Da bereits ein Lehrer namens Schneider am Gymnasium tätig war, wurde Friedrich Schneiders Name mit einer „II“ versehen, eine Art Adelsprädikat, das er auch nach seinem Ausscheiden aus dem Schuldienst beibehielt.

 

Bereits in den 1870er Jahren hatte Schneider II mit Veröffentlichungen in der Fachliteratur und der Idee eines „Rosistenvereins“ deutschlandweit Aufmerksamkeit gewonnen. Im August 1878 rief der Wittstocker zur „Abstimmung über die schönsten Rosenvarietäten" auf.172 Gartenbaubetriebe, Rosenzüchter und -vermehrer sowie Rosenkenner beteiligten sich daran. Weitere Umfragen mit internationaler Beteiligung für die „Rangliste edelster Rosen" folgten 1879 und 1883. Im gleichen Jahr gab der Wittstocker Rosenkenner sein erstes Rosenjahrbuch mit 33 Aufsätzen von namhaften internationalen Rosenfachleuten heraus, das auch die Rangliste beinhaltete.

 

In diesem Rosenjahrbuch schlug Schneider II allen Rosenfreunden und -züchtern vor, sich am 28. September 1883 zur Gründung des „Vereins deutscher Rosenfreunde“ in Hamburg zu treffen. Von da an spielte er selbst allerdings keine Rolle mehr im Verein. Über die Hintergründe wird bis heute spekuliert.

 

Offenbar konzentrierte er seine Aktivitäten daraufhin auf seine Heimatstadt Wittstock. Vom 10. bis 12. Oktober 1884 fand dort die Gartenbau-Ausstellung statt, bei der Schneider II den von Kaiserin Auguste für das beste Rosenbuch gestiftete Ehrenpreis erhielt. 1885 wurde die Wittstocker Ackerbauschule gegründet, deren Direktor Schneider II wurde. In einem nächsten Schritt folgte 1887 die Obst- und Gartenbauschule. Im Jahre 1890 entstanden auf seine Initiative hin an der Wittstocker Ringstraße die Provinzialgärten als Lehr- und Forschungseinrichtung. 1902 wurde der Neubau der Landwirtschaftsschule an der Meyenburger Chaussee eingeweiht. Im Alter von 77 Jahren gab Schneider II am 1. April 1911 sein Amt als Direktor der Landwirtschaftsschule ab.


Zwei Rosen wurden nach dem verdienstvollen Wittstocker benannte: Die Rose „Papa Schneider“ (Kriloff 1961), eine rote, stark duftende Teehybride, heute vermutlich nicht mehr vorhanden, und die Rose „Frederic Schneider II“ (Ludovic 1885), eine samtig dunkelrosa Remontantrose mit kleinen weißen Funken. Sie ist heute noch im Rosarium Sangerhausen zu finden.


Die Rose „Anna Schneider, die mit Schneiders Frau in Zusammenhang gebracht wurde, ist nicht nach ihr benannt. Sie heißt nicht Anna, sondern Wilhelmine.

(Dr. Wolfgang Dost)

 

Weitere Informationen dazu liefern historische Dokumente und die Arbeiten heimatgeschichtlicher Autoren.

 
Gesellschaft Deutscher Rosenfreunde e.V.